Anschreiben an Präses Schneider
Sehr geehrter Herr Präses Schneider,
in der Evangelischen Kirchengemeinde Eitorf schwelt seit mehreren Jahren ein Konflikt. Details müßten Ihnen durch Berichte Ihrer Mitarbeiter und auch aus eigener Anschauung bekannt sein. Daraus müßte auch hervorgehen, dass dieser Konflikt erst nach Zuversetzung von Frau Pfarrerin Pulvey-Langerbeins entstand. Es hat etwas tragisches, dass eine ursprünglich intakte, prosperierende, aktive und fröhliche Kirchengemeinde mit einem fähigen und äußerst engagierten Pfarrer an der Spitze auseinanderfällt, weil eine Pfarrerin, die zur Entlastung des bis dahin alleinigen Pfarrers Thumm geholt wurde, und deren Gehalt in Teilen von der Gemeinde selbst aufgebracht wird, offenbar eine wesentliche Aufgabe darin sieht, das, was Pfarrer Thumm über 2 Jahrzehnte aufgebaut hat, zu zerstören. Dies ist ihr, auch infolge der Unfähigkeit der kirchlichen Hierarchie, diesen Konflikt aufzulösen, in weiten Teilen gelungen. Kirchenbesuch und Spendenbereitschaft gehen deutlich zurück. Nicht nur ich frage mich, was muss noch geschehen, damit die Landeskirchenleitung eine Lösung durchsetzt?
Vor den Presbyteriumswahlen 2008 war der Konflikt dahin eskaliert, dass Pfarrer Thumm den Vorsitz aufgab, weil ein tiefer Riss durch das Presbyterium ging. Durch Vermittlung, an der auch ich persönlich beteiligt war, gelang es, die streitenden Parteien am Tag der Kandidatenvorstellung dazu zu bewegen, vor der Gemeinde zu erklären, dass man gewillt sei, den Konflikt zu überwinden. Die Vorsitzende des Presbyteriums, Frau Henschel, erklärte für das alte Presbyterium, das man die „hinter uns liegende Eskalation ausdrücklich bedauert“. Pfarrer Thumm äußerte sich in gleicher Weise. Alle Kandidaten betonten, für Verständigung in der Gemeinde und Offenheit und Transparenz bei Entscheidungen einzutreten. Die Presse, beispielsweise Kölner Rundschau vom 18.02.08, publizierte diese Inhalte unter der Überschrift „Rechtzeitig zusammengerauft“. Die Presbyteriumswahlen brachten nach einer hohen Wahlbeteiligung 4 Altpresbyter und 4 Neulinge ins Amt. Weil ein Neuling verzichtete, kam im Nachrückverfahren ein weiterer Altpresbyter zum Zuge.
Dann geschah etwas, was nicht nur ich als in hohem Maße undemokratisch und als besonders unchristlich und gegen den Geist der Kirchenordnung gerichtet ansehe: mit der Mehrheit Ihrer Stimmen setzten die Altpresbyter durch, dass sie alle wichtigen Ämter besetzen und in allen Ausschüssen, in die auch Nichtpresbyter berufen wurden, solche Gemeindemitglieder einzogen, die bei den Wahlen im Hinterfeld gelandet waren, aber die Haltung der Altpresbyter unterstützen.
Die Hoffnung der Gemeinde, dass trotz dieser Vorgehensweise in der Arbeit des Presbyteriums etwas davon umgesetzt würde, was am Tag der Kandidatenvorstellung so überzeugend vorgetragen wurde, nämlich Überwindung des Konflikts, Zusammenarbeit, Lösung offener Fragen im Hinblick auf Jugendfreizeiten und Kirchenfenster, wurde enttäuscht.
Auch Transparenz wurde nicht hergestellt. Seit mehr als 18 Monaten hat keine Gemeindeversammlung stattgefunden. Die schriftliche Forderung von vielen Gemeindemitgliedern an das Presbyterium nach einer Gemeindeversammlung, wurden über Monate ignoriert. Tatsächlich ist es so, dass sich die Presbyteriumsvorsitzende mit Rückendeckung des Superintendenten, Hern Corts, auf den Standpunkt stellt, (Anlage 1) die Kandidatenvorstellung am 15.02.08 wäre eine „Gemeindeversammlung“ gewesen. Ich muss Ihnen sicher nicht die Vorgaben des Artikel 35, Absatz 4 und 5 der Kirchenordnung in Erinnerung rufen um festzustellen, dass diese Herrschaften irren. Da sie aber trotz Hinweis auf die Kirchenordnung auf ihrer Auffassung beharren, kann ich nur feststellen, dass es Aufgabe der Kirchenleitung ist sicherzustellen, dass dieser offensichtliche Verstoss gegen die Vorschriften gerügt wird. Dass ausgerechnet ein Superintendent diese Rechtsbeugung verteidigt, ist nur damit zu erklären, dass er offenbar Angst davor hat, sich für seine Unterstützung des wortbrecherischen und undemokratischen Verhaltens des Presbyteriums öffentlich zu verantworten.
Nachdem im Januar 2009 eine zweite Presbyterin wegen des Verhaltens der Mehrheit des Presbyteriums zurück trat (übrigens diejenige, die bei der Wahl die meisten Stimmen erhalten hat), habe ich zusammen mit dem ehemaligen Presbyter Dr. Uwe Rathke nach einer Möglichkeit gesucht, wie in dieser Gemeinde doch noch Transparenz hergestellt werden kann. Mit dem beigefügten Handzettel (Anlage 2) werben wir für diese Veranstaltung. Natürlich haben wir auch Frau Henschel eingeladen (Anlage 3), zum Thema Stellung zu nehmen. Die Absage kam mit Anlage 1.
Als Gemeindemitglieder lassen wir uns unsere Gemeinde nicht kampflos von einem Presbyterium und einem Superintendenten kaputt machen, die in ihrer Selbstbezogenheit den Blick für das Wohl der Gemeinde völlig verloren zu haben scheinen. Nun soll im März doch eine Gemeindeversammlung stattfinden. Wenn die Gerüchtelage zutrifft, soll diese von Herrn Corts geleitet werden. Ich bitte Sie herzlich, diese Provokation zu verhindern, wenn Sie vermeiden wollen, dass die Lage in der Gemeinde Eitorf noch größere Schlagzeilen macht! Herr Corts interpretiert nicht nur die Kirchenordnung bezogen auf die Gemeindeversammlung in eigenwilliger Form. Bereits mit seiner Übernahme der Predigt am 13.Januar 2008 hat er die Gemeinde weiter gespalten und zahlreiche Gottesdienstbesucher zum Auszug aus der Kirche unter Protest bewegt. Herr Corts hat die gebotene Objektivität gegenüber den Vorgängen in der Gemeinde längst verloren, wenn er sie denn je besessen hat. Ich erinnere daran, dass die Zuversetzung von Frau Pulwey-Langerbeins auf seine dringliche Empfehlung zustande kam. Er betätigt sich nicht als Versöhner, sondern als Spalter und Provokateur! Sollte sich jetzt auch noch bestätigen, dass Herr Corts den fragwürdigen, wahrscheinlich rechtswidrigen Umgang mit sensiblen Daten der Gemeinde bagatellisiert oder sogar absegnet („Ausleihe“ und Manipulation des Gemeindeamtscomputers durch einen nicht zum Umgang mit diesen Daten Authorisierten), dann wird wohl öffentlich darüber zu berichten und diskutieren sein, ob das wichtige Amt des Superintendenten sich in den richtigen Händen befindet.
Mit freundlichen Grüßen
Fritz Gotter
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