Disziplinarverfahren „Konfirmation“ – Stellungnahme vom 26.08.10
Am 1. September 2009 fand im Zusammenhang mit dem Abberufungsverfahren eine Anhörung im LKA statt. (s. Anlage Erlebnisbericht) Es wurden Vorschläge erarbeitet, wie ein friedlicher Abschluss meiner jahrzehntelangen Tätigkeit in der Gemeinde Eitorf gefunden werden könnte. Zu den wichtigen Punkten, auf die man sich dort geeinigt hatte, gehörte, dass ich die Verantwortung für die Konfirmandengruppe noch bis zur Konfirmation behalte und anschließend in Pension gehe. Dies entsprach dem erklärten Willen aller Konfirmanden und deren Eltern, dokumentiert in einer ganzen Reihe von Schreiben an Gemeinde, an Kirchenleitung und an die EKD. Vom Zeitpunkt des Gespräches waren es noch 6 Monate bis zur bereits datierten und von den Eltern geplanten Konfirmation.
Wie wir heute wissen, haben die mit der Sache befassten Personen dieser friedlichen Lösung keine Bedeutung beigemessen und keine weitere Energie für deren Umsetzung aufgewendet. Die Konfirmandenfamilien erhielten einen Brief, in dem sie ultimativ aufgefordert wurden, ihre Kinder innerhalb weniger Tage bei Frau Pulwey-Langerbeins anzumelden, nach diesem Termin gehe nichts mehr. 21 von vormals ca. 50 Konfirmanden wurden umgemeldet. Die anderen haben weiterhin um ein Konfirmationsfest nach ihrer Vorstellung gekämpft. Einige wenige Jugendliche fanden Aufnahme in Nachbargemeinden. Etlichen wurde ein Dimissoriale von Frau Pulwey-Langerbeins verweigert.
Familie Borchert erhielt am 13.11.09 (s. Anlage) ein Antwortschreiben von Frau Döring mit dem eindeutigen Inhalt, die Konfirmation durch mich könne in einer Kirche außerhalb Eitorfs stattfinden, vorausgesetzt, das dortige Presbyterium stimme zu. (s. auch Brief Prof. Jaekel vom 24.03.10 an den Präses) Von da an liefen die Bemühungen der Eltern um eine Kirche zum geplanten Termin intensiv. Sie versuchten es zunächst in nahe gelegenen evangelischen Gemeinden, als dies innerhalb des Kirchenkreises von höherer Stelle konterkariert wurde, außerhalb. Nach einigen Monaten lautete die Anrede im Briefverkehr unter den Eltern „liebe Asylsuchende“. Als eine Kirche (in Osterrath) gefunden war und das dortige Presbyterium zugestimmt hatte, wurde die Zusage nach Intervention des Landeskirchenamtes am 13. März
wieder zurückgenommen.
Von da an war klar, dass es keine Konfirmation für die 12 noch übrig gebliebenen Jugendlichen geben würde. Für die Eltern bedeutete dies: wie können wir unseren Kindern und unseren Familien, die sich auf ihr Fest gefreut hatten, einen würdigen Abschluss schaffen. Sie fragten in näherer und weiterer Umgebung bei verschiedensten katholischen Gemeinden und Klöstern an, sowie bei Museen und anderen öffentlichen Gebäuden. Nach vielen vergeblichen Versuchen wurde ich gebeten, für dieses Fest bei den Steyler Missionaren anzufragen. Bei meiner Anfrage gab ich keinerlei Begründung an, man sagte einfach freundlich „ja gerne“ (s. E-Mail vom 30.03.) Die Erleichterung war groß. Drei Wochen vor dem Ereignis konnten die Familien zum schon bekannt gegebenen Termin endlich auch an den nun bekannten Ort eingeladen werden. Meine Frau und ich wurden ebenfalls dazu eingeladen.
Die Feier wurde gestaltet von den Konfirmationsfamilien, ehemaligen Mitgliedern des Eitorfer Presbyteriums und anderen engagierten Christen, die den Kampf der Eltern um das Fest für ihre Kinder solidarisch unterstützten. Nach einem Schreiben des Landeskirchenamtes vom 12.03.10, in dem mir disziplinarische Maßnahmen für den Fall einer Konfirmation angedroht wurden, war ich gezwungen, mich daran zu halten, obwohl dieses Schreiben, wie auch von Eltern vielfach schriftlich dargelegt, in diametralem Widerspruch zum Schreiben vom 13.11.09 steht. Zur Teilnahme und aktiven Mitwirkung war ich aus seelsorgerlichen Gründen gezwungen. Diese gravierenden Gründe können bei Bedarf gerne von den Betroffenen dargelegt werden. Gerne würde ich dies aber den ohnedies stark belasteten Eltern der Kinder ersparen.
Zu unserer großen Erleichterung wurde es ein würdiges Fest in der Seminarkirche und – obwohl es keine Konfirmation war – ein feierlicher Abschluss für die jungen Menschen und ihre Familien mit mehr als 700 Gästen. Die Gastfreundschaft der Steyler Missionare war überwältigend.
Einen Verstoß meinerseits gegen meine Dienstpflicht, gar eine Amtspflichtverletzung, kann ich nicht erkennen, es sei denn, dass seelsorgerliche Treuepflicht zurück zu stehen habe vor der Angst, etwas Falsches zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer Rolf Thumm
Anlagen:
Erlebnisbericht Anhörung vom 01.10.2009
Leserbrief von Prof. Dr. Jaekel an KStA
Döring zur Konfirmation (Familie Borchert)
Email von Prof. Dr. Jaekel an Präses Schneider
Absage Schniewind 13.03.10