Kirchenleitung wirft unseren Pfarrer raus
Presbyterium tritt nach und schließt schon mal die Kirche ab (Leserbrief)
Seit Jahren wird in der evangelischen Gemeinde in Eitorf gestritten. Nun hat die Kirchenleitung tatsächlich entsprechend dem Antrag des Eitorfer Presbyteriums unseren Pfarrer abberufen, einen Pfarrer, der über Jahrzehnte im Dienste der Kirche stand und sich über alle Maßen im Sinne des Christentums für unsere Gemeinde eingesetzt hat. Wir sind fassungslos, nun ist sein Image unwiderruflich beschädigt und die Gemeinde nachhaltig gespalten; sie wird nun langsam, so unsere Erwartung, auseinander fallen.
Der Umgang der Kirchenleitung ist so unerträglich wie ihre Entscheidungen: Pfarrer Thumm erfuhr von seiner Beurlaubung und Abberufung aus der Presse. Auch sah die Kirchenleitung zu, als das Presbyterium sofort nach der Abberufung die Schlösser unserer Kirche austauschte, damit der Pfarrer sie nicht mehr ohne „Aufsicht“ betreten kann, und als das Presbyterium der Pfarrersfrau, die über Jahre ehrenamtlich für die Kirche arbeitete, jede weitere Tätigkeit für die Gemeinde verbot. Man ging auf die mehrfach von Pfarrer Thumm gemachten Kompromissangebote bis hin zum geordneten Ausstieg seinerseits in keinster Weise ein und entschied regelmäßig in Sinne des Presbyteriums. Sogar sein bescheidener Vorschlag, nur noch seelsorgerisch tätig zu sein, wurde zurückgewiesen. Wir nehmen diese Kirchenleitung wahr als Vollzugsorgan des Eitorfer Presbyteriums, ein Presbyterium, das übrigens nur noch aus drei gewählten Mitgliedern besteht, das bereits mit seinem Antrag auf Abberufung des Pfarrers gegen unseren Willen entschieden hatte, und für dessen Handeln auch noch die von uns geleistete Kirchensteuer verwendet wird.
So traurig uns das Verhalten des Presbyteriums stimmt, so ärgerlich sind wir, dass die Kirchenleitung all das zulässt. Sie müsste unseres Erachtens nach einer Lösung suchen, bei der beide Seiten der Gemeinde wieder zusammengeführt werden. Sie hat sich aber mit ihrer Entscheidung für das Presbyterium und die eine Seite der Gemeinde gegen Pfarrer Thumm und die andere Seite gestellt, wir fühlen uns ebenfalls ausgeschlossen. Sollte man an der Abberufung unseres Pfarrers festhalten, wird sein letzter Tag in „seiner Kirche“ leider auch unser letzter Tag in der evangelischen Kirche sein, so schwer uns der Schritt auch fiele. Der Kirchenleitung würden wir dann allerdings vorwerfen, uns durch Passivität, Fehlentscheidungen und einen inakzeptablen Umgang dazu getrieben zu haben.
Familie Knabenschuh, Eitorf
Zur Abberufung von Pfarrer Thumm..
mein Name ist Rita Koch und ich wohne seit fast 5 Jahren in der Gemeinde Eitorf. Mein Sohn Simon war das letzte Kind das von Pfarrer Thumm getauft wurde. Leider litt auch die Taufe meines Sohnes unter dem traurigen Anlass der „Beurlaubung“ von Pfarrer Thumm. Für Simon sollte es doch eigentlich ein wunderschöner Tag werden.
Das war sicherlich nicht die Schuld Pfarrer Thumms. Ich habe viele Menschen weinen sehen und verstehe einfach nicht, was hier vor sich geht. Ich habe Pfarrer Thumm und seine Frau als wundervolle Menschen kennen gelernt. Sie leben Nächstenliebe und reden nicht nur darüber. Sie können noch zuhören, während andere nur noch hinhören. Sie handeln, statt zu reden. Was ist daran falsch?
Sie sind für die Menschen da, sie helfen wo sie können. Sie predigen nicht einfach nur, sie leben Christentum… nochmal… was ist daran falsch?
Ich habe immer gedacht, so ein „Oberhäupterkrieg“ gibt es nur in der katholischen Kirche, aber weit gefehlt. Das Presbyterium sollte doch für die Gemeinde entscheiden, für die Menschen und nicht ihren persönlichen Kleinkrieg führen. Wie soll ich meinen Sohn reinen Gewissens in so eine Kirche schicken, wie soll er sich das Wort Nächstenliebe vorstellen, wenn es nicht mal im Haus Gottes gelebt wird?
Ich werde mir das Wort Gottes auch weiterhin von Pfarrer Thumm anhören, auch wenn er nicht mehr predigen darf, aber er kann ja weiterhin mit uns reden, auch über Gott. Ich hoffe, dass man ihm das wenigstens nicht verbieten kann. Viele Menschen haben keine Anlaufstätte mehr, (vor allem die Menschen, die weiterhin an Pfarrer Thumm glauben) sei es beim Frühstück im Pfarrhaus oder bei den Projekten die für die Kinder angefangen wurden. Pfarrer Thumm hatte eine besondere Art, auch mit schwierigen Kindern, unzugehen. Seine Frau angagierte sich ebenfalls sehr für die Gemeindemitglieder. Schade, das auch so viele Menschen ganz vergessen haben, was Pfarrer Thumm und seine Frau für sie getan haben…schade…aber es ist eben etwas anderes Gottes Lehren zu leben oder nur in die Kirche zu gehen …
Ich jedenfalls kann auch ohne die Kirche leben, nicht ohne Gottes Segen und Liebe, aber ohne eine Kirche die mit einem so langjährigen Diener Gottes so umgeht. Mein Sohn wird hier nicht konfirmiert werden und ich werde auch hier sicherlich nicht kirchlich heiraten.
Jedenfalls sollte man sich bei all dem nicht wundern, wenn immer mehr Menschen verzweifeln, aus der Kirche austreten und immer mehr Menschen keinen Trost mehr in der Kirche finden. Dort redet man von Nächstenliebe, wie der Blinde von der Farbe!
Ich danke Pfarrer Thumm und seiner Frau für die vielen lieben Gesten und Worte, die ich nie vergessen werde.
Rita Koch Eitorf